Den Mitgliedern des
Kreistages liegen zu diesem Tagesordnungspunkt eine ausführliche
Sitzungsvorlage sowie der Empfehlungsbeschluss des Schulausschusses vom
21.03.2011 vor.
Landrat Irlinger erläutert
die derzeitige Situation und Entwicklung im Bereich der Realschulen,
insbesondere auch die Überlastung der Realschule Höchstadt a. d Aisch. Der
Landrat spricht sich nachdrücklich dafür aus, die große Chance im Landkreis
eine dritte Realschule zu etablieren, aufzugreifen. Der Landkreis habe
stets alle Möglichkeiten genutzt und alle Maßnahmen und Modelle
unterstützt, um die bestmögliche Bildungsstruktur anbieten zu können. Es
gelte auch heute eine schulstrukturell sinnvolle Lösung zu finden. Seiner
Ansicht nach biete der Standort Hemhofen die beste Möglichkeit, die
Realschule Höchstadt a. d. Aisch zu entlasten. Dieser werde von den
Schülerinnen und Schülern angenommen und es komme zu keiner Verschiebung
der bestehenden Mittelschulstrukturen. In diesem Zusammenhang weist Landrat
Irlinger darauf hin, dass der Kreistag über diese nicht entscheidet.
Landrat Irlinger bittet den
Ministerialbeauftragten für die Realschulen in Mittelfranken, MB Seitz und
den Schulleiter der Realschule Höchstadt a. d. Aisch um eine Stellungnahme.
MB Seitz stellt eingangs die
Möglichkeiten dar, die eine Realschule für die Schülerinnen und Schüler
bietet und die die Realschulen seiner Ansicht nach zu einem Erfolgsmodell
haben werden lassen. Dies zeige die Entwicklung der Schülerzahlen.
Insgesamt habe dies auch dazu
geführt, dass die Realschule Höchstadt a. d. Aisch mit derzeit 1070
Schülerinnen und Schüler in 38 Klassen bei nur 28 vorhandenen Klassenräumen
überlastet sei. Hier müsse eine Lösung geschaffen werden. Möglich sei nun
die Etablierung einer dritten Realschule im Landkreis. Hinsichtlich des
Standortes müsse berücksichtigt werden, dass für eine dauerhaft
bestandsfähige Schule, die auch hinsichtlich der Wahlpflichtfächergruppen
eine Differenzierung erlaube, stets der in
Betracht gezogene Raum Hemhofen-Röttenbach-Adelsdorf-Baiersdorf
insgesamt gesehen werden müsse. Einzelne Orte seien für sich genommen nicht
ausreichend. Oberstes Ziel sei die Entlastung der Realschule Höchstadt a.
d. Aisch.
Realschulrektor Bum ergänzt,
der Unterricht von 38 Klassen könne in Höchstadt a. d. Aisch durch
Einführung des Fachraum- und Blockstundenprinzips nur noch mit Notlösungen
in allen verfügbaren Zimmern geschafft werden. Zusätzliche Probleme bereite
die Ganztagsbetreuung von derzeit 120 Kindern. Auch hierfür seien Räumlichkeiten
erforderlich, die für eine Ganztagsbetreuung einen angemessenen Rahmen
bieten. Eine Auslagerung von Klassen nach Lonnerstadt wäre ein Rückschritt,
der das bewährte pädagogische Konzept der Schule fahrlässig gefährde. Es
gelte die Chance wahrzunehmen, eine dritte Realschule zu errichten.
Baiersdorf komme nach Ansicht von Realschulrektor Bum nur dann in Frage,
wenn für die Realschüler aus Hemhofen/Röttenbach eine eigene Schulbuslinie
nach Baiersdorf eingerichtet wird und diese Schülerinnen und Schüler dort
die Schule besuchen.
Kreisrat Brehm stellt für die
FW-Kreistagsfraktion den Antrag der Kreistag möge zur Entlastung der
Realschule Höchstadt a. d. Aisch beschließen, mit Beginn des nächsten
Schuljahres Eingangsklassen in die Räumlichkeiten nach Lonnerstadt
auszulagern. Damit könne kurzfristig und schnell der Überlastung der
Realschule Höchstadt a. d. Aisch begegnet werden. In Lonnerstadt stehe eine
neu sanierte Schule zur Verfügung. Hinsichtlich des dritten Realschulstandortes
müsse noch eine genaue Analyse erfolgen. Bis dies geschehen sei, solle die
Entscheidung darüber vertagt werden.
In den folgenden
Wortmeldungen wird deutlich, dass teilweise noch Informations- und
Beratungsbedarf gesehen wird und kein einheitliches Meinungsbild in den
verschiedenen Kreistagsfraktionen vorliegt. Der gewünschte gute Start einer
neuen Realschule solle nicht durch eine übereilte Entscheidung gefährdet
werden.
Landrat Irlinger betont
nachdrücklich, dass alle notwendigen Unterlagen und Fakten für eine
Entscheidung vorliegen würden. Andere Erkenntnisse seien in absehbarer Zeit
nicht zu erwarten. Es gehe jetzt darum eine Entscheidung über den Standort
zu treffen. Damit bestünde auch die Möglichkeit sogenannte Vorläuferklassen
zu bilden. Endgültig entscheide das Bayerische Staatsministerium für
Unterricht und Kultus und das der Finanzen über die Realisierung der
Realschule.
MB Seitz macht nochmals
deutlich, dass bei Vertagung der anstehenden Standortentscheidung der Schulbeginn in diesem Jahr bei dem
ohnehin schon sehr knappen Zeitplan keinesfalls mehr zu schaffen sei.
Auf Vorschlag aus dem Gremium
wird die öffentliche Sitzung zur Beratung in den Fraktionen in der Zeit von
10:17 Uhr bis 10:40 Uhr unterbrochen.
Vor Eintritt in die weitere
Beratung teilt Landrat Irlinger mit, dass die stv. Elternbeiratsvorsitzende
der Hauptschule Baiersdorf, Frau Buschmann, anwesend ist und um ihre
Anhörung bittet. Landrat Irlinger weist auf die Bestimmungen der §§ 11 und
18 der Geschäftsordnung für den Kreistag, den Kreisausschuss und die
weiteren Ausschüsse hin und schlägt vor, die stv. Elternbeiratsvorsitzende
der Hauptschule Baiersdorf nach § 18 Abs. 1 der Geschäftsordnung als
Auskunftsperson anzuhören.
Die Mitglieder des Kreistages
stimmen mit 48:8 Stimmen einer Anhörung zu.
In den anschließenden
Wortmeldungen werden die wesentlichen Positionen für oder gegen die
einzelnen Standorte vorgetragen.
Die Befürworter des
Standortes Baiersdorf argumentieren im Wesentlichen damit, dass dort
geringere Investitionen erforderlich werden, da ein ausreichendes
Schulgebäude zur Verfügung stehen würde. Weiterhin werde dieser Standort
auch im Hinblick auf künftig sinkende Geburtenzahlen als zukunftsträchtiger
beurteilt. Die Brücke zwischen Hemhofen/Röttenbach und Baiersdorf müsse bei
beiden Varianten für die Schülerströme geschlossen werden. Hinsichtlich der
Verlagerung der Hauptschule wurde in mehreren Wortmeldungen zum Ausdruck
gebracht, dass hier das entsprechende Einverständnis vorausgesetzt wurde.
Vorstellbar wäre doch ein sog. fließender Übergang für künftige
Hauptschüler in das Gebäude nach Poxdorf.
In der Zusammenfassung gehen
die Beiträge für einen Standort Hemhofen davon aus, dass dort die
Realschule Höchstadt a. d. Aisch am wirksamsten entlastet werden kann.
Zudem werde keine Verlagerung einer anderen Schule notwendig und ein Neubau
biete beste Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für die neue
Realschule. Die Mehrheit der potentiellen Schülerinnen und Schüler komme
aus diesem Bereich.
Kreisrat Bubel schlägt für
die weitere Diskussion und Entscheidung als Kompromissvorschlag Röttenbach
vor und beantragt diesen Standort. Hier sei der neueste Gebäudebestand
verfügbar.
Der durch den Antrag der
Kreistagsfraktion der Freien Wähler in die Diskussion eingebrachte
Vorschlag die kurzfristige Entlastung der Realschule Höchstadt a. d. Aisch
durch eine Verlagerung von Schülerinnen und Schüler nach Lonnerstadt zu
erreichen wird mehrheitlich allenfalls als Interimslösung in Betracht
gezogen.
Landrat Irlinger weist die
Argumentation für eine Vertagung, es würden noch entsprechende Analysen und
Grundlagen fehlen, entschieden zurück. Das Angebot sich mit Fragen vor der
Sitzung an die Verwaltung zu wenden wurde in keinem Fall genutzt. Er
beantrage deshalb Hemhofen als Standort.
Kreisrat Galster erklärt, er
habe als Bürgermeister der Stadt Baiersdorf, über die Entwicklung der
Hauptschule Baiersdorf viele Gespräche geführt. Spätestens seit Klärung der
Frage, ob Mittelschüler aus dem Raum Hemhofen/Röttenbach bei Gründung einer
dortigen Realschule nach Baiersdorf kommen könnten, sei dem Staatlichen
Schulamt der Sachverhalt bekannt gewesen. Der gute Zustand des
Hauptschulgebäudes zeige die grundsätzlich sehr positive Haltung der
beteiligten Schulverbandsgemeinden. Diese werde sich auch bei einer
Verlagerung nach Poxdorf nicht ändern. Als Bürgermeister habe er den
Elternbeirat der Hauptschule um ein Gespräch gebeten. Von Seiten der
zuständigen Stellen wurde mitgeteilt, jeder Lehrer der Hauptschule
Baiersdorf könne auch in Poxdorf unterrichten.
Die stv.
Elternbeiratsvorsitzende der Hauptschule Baiersdorf, Frau Buschmann,
schildert aus ihrer Sicht die mangelnde Kommunikation mit den Betroffenen
der Hauptschule. Der Elternbeirat hatte bis vor einer Woche keine Informationen
über eine mögliche Verlagerung der Hauptschule nach Poxdorf. Elternbeirat,
Schulleitung und vor allem die betroffenen Kinder hätten keinerlei
Verständnis dafür, weshalb sie ihre angestammte Schule für eine Realschule
räumen sollen. Die Schülerinnen und Schüler haben für den Verbleib in ihrer
Schule 1700 Unterschriften gesammelt und im Landratsamt abgegeben. Das
Schulgebäude in Poxdorf habe für die Hauptschule nicht genügend Räume, so
dass vermutlich eine Containerlösung notwendig werde. Man wisse auch nicht,
ob und in welcher Anzahl die Lehrer vom mittelfränkischen zum
oberfränkischen Standort mitwechseln werden. Insgesamt herrsche große
Verärgerung und Enttäuschung über die fehlenden Mitsprachemöglichkeiten der
Hauptschule, der Eltern und Kinder. Als stv. Elternbeiratsvorsitzende bitte
sie die Entscheidung für einen Standort in Baiersdorf nochmals zu
überdenken.
Auf Nachfrage von Landrat
Irlinger besteht mit der Beschlussfassung zu diesem Tagesordnungspunkt ohne
vorherige nichtöffentliche Sitzung Einverständnis.
Landrat Irlinger verliest den
Antrag der FW-Kreistagsfraktion vom 28.03.2011. Dieser ist dieser
Niederschrift als Anlage beigefügt.
Im Weiteren erfolgt die
Abstimmung in der geschäftsordnungsmäßig vorgesehenen Reihenfolge:
1.
Die Ziffer 2 des Antrages der
FW-Kreistagsfraktion vom 28.03.2011 und damit eine Vertagung der
Entscheidung wird mehrheitlich mit 13: 32 Stimmen abgelehnt.
2.
Der Landkreis Erlangen-Höchstadt strebt zur
Entlastung der räumlich überfüllten Realschule Höchstadt a. d. Aisch die
Errichtung einer dreizügigen Realschule (18 Klassen) für den Raum
Hemhofen-Röttenbach-Adelsdorf-Baiersdorf ab dem Schuljahr 2011/2012 an.
Abstimmung: einstimmig beschlossen Ja:55 Nein:0 Anwesend: 55
3.
Der Standort soll Baiersdorf sein.
Abstimmung: mehrheitlich beschlossen
Ja:31 Nein: 24 Anwesend: 55
4.
Die Verwaltung wird beauftragt, das zur
Realisierung weiter Erforderliche zu veranlassen; insbesondere die
Antragstellung beim Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus
vorzunehmen und im Genehmigungsfall die Vereinbarung zur Zusammenarbeit mit
der Schulsitzgemeinde vorzubereiten und dem Kreistag zur Entscheidung
vorzulegen.
Abstimmung: einstimmig beschlossen Ja: 55 Nein: 0 Anwesend: 55
Landrat Irlinger schlägt vor,
die Abstimmung über Ziffer 1 des Antrages der FW-Kreistagsfraktion vom
28.03.2011 eine Entlastung der Realschule Höchstadt a. d. Aisch durch eine
Verlagerung von Klassen in das Schulgebäude nach Lonnerstadt herbeizuführen
vorerst zurückzustellen.
Der Vorsitzende der
FW-Kreistagsfraktion Kreisrat Brehm stimmt dieser Vorgehensweise zu.
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