Beschluss: zur Kenntnis genommen

 

Den Mitgliedern des Schulausschusses wurde zu diesem Tagesordnungspunkt eine Sitzungsvorlage zur Verfügung gestellt.

 

Landrat Alexander Tritthart berichtet, man habe gemäß Beschluss des Kreistags im März 2023 ein Schulentwicklungsgutachten in Auftrag gegeben. Er begrüßt Herrn Dipl. Statistiker Christian Rindsfüßer vom Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik aus Augsburg, und bittet ihn, das Schulentwicklungsgutachten vorzustellen. Die Präsentation zur Schulentwicklung wird dieser Niederschrift als Anlage beigefügt.

 

Anhand einer Präsentation geht Herr Rindsfüßer zunächst auf die Entwicklung der Einwohnerzahlen des Landkreises Erlangen-Höchstadt ein. Diese werden auch im bayernweiten Vergleich überdurchschnittlich ansteigen. In Zusammenhang mit der Geburtenentwicklung im Landkreis werden die Schülerzahlen bis in die 2030er Jahre steigen. Hauptgrund für den Anstieg sei die Nettozuwanderung, die bis zum Jahr 2030 steigen werde. Auch die Geburtenprognose sei zunächst hoch, werde aber, ohne die Nettozuwanderung, die höhere Sterbequote dauerhaft nicht ausgleichen können.

 

Nach der allgemeinen Entwicklung der Bevölkerungsstruktur im Landkreis Erlangen-Höchstadt geht Herr Rindsfüßer auf die Entwicklung in den einzelnen Schularten ein. Der in den vergangenen Jahren begonnene Anstieg der Schülerzahlen an den Grundschulen werde sich bis zum Jahr 2028 fortsetzen. Danach werden die Zahlen rückläufig sein. Von diesen Grundschülern werden bei der aktuellen Übertrittsquote von über 50% mehr als die Hälfte ein Gymnasium besuchen. Bei den Gymnasien werde mit einem Anstieg der Schülerzahlen bis zum Jahr 2034 gerechnet. Aufgrund des bereits jetzt vorhandenen Lehrermangels seien zukünftig vermutlich größere Klassenstärken und damit größere Unterrichtsräume notwendig. Bei den Realschulen des Landkreises wird mit einem Anstieg der Schülerzahlen bis 2031 gerechnet. Auch hier wird der Lehrermangel zu meistern sein. Die Prognose hinsichtlich des Lehrpersonals bezieht sich auf die Lehrerbedarfsprognose des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus.

 

Die Gastschülerbilanz der Landkreis-Gymnasien liegt bei -173. Viele Schülerinnen und Schüler des Landkreises besuchen Gymnasien der Stadt Erlangen. Kreisrat Nico Kauper erwartet, dass sich die Wanderungsbewegung nach Erlangen fortführen werde. Offen sei, ob die Stadt Erlangen auch weiterhin Gastschüler aus dem Landkreis aufnehmen wird. Herr Rindsfüßer merkt an, dass die Entscheidung für Zuweisungen bei den Schulen bzw. beim Ministerialbeauftragten läge. Landrat Tritthart weist darauf hin, dass die an den Landkreis Erlangen-Höchstadt angrenzenden Kommunen bereits auf dieses Schulentwicklungsgutachten warten. Man werde die Ergebnisse mit dem Ministerialbeauftragten besprechen müssen. Kreisrat Jan König sieht dringenden Handlungsbedarf aufgrund dieser Entwicklungen und Prognosen. Ein neuer Standort für ein Gymnasium sei wohl notwendig. Für Kreisrat Gerald Brehm dient das Gutachten als Grundlage für weitere Gespräche. Man müsse bei der Standortdebatte auch die Nachhaltigkeitsdiskussion führen und sich fragen, was nach den nächsten 15 Jahren erforderlich sei. Als Beispiel führt er die Realschule Höchstadt an, die bereits an der Kapazitätsgrenze war, jedoch habe sich die Schülerzahl mittlerweile auf den damaligen Planungsstand verringert. Der Forderung von Kreisrätin Astrid Marschall nach einer neuen Realschule in Eckental entgegnet Herr Rindsfüßer, dass er den Bedarf in diesem Landkreisteil aktuell und anhand der Prognosen auch zukünftig nicht sehe.

 

Aufgrund der Ergebnisse des Gutachtens schlägt Herr Rindsfüßer den Bau eines weiteren Gymnasiums vor, da Erweiterungspotenziale der bestehenden Gymnasien bereits ausgeschöpft seien. Das aktuelle Schülerpotenzial für ein weiteres Gymnasium liege bei ca. 650 Schülerinnen und Schüler, was einer 3-zügigen Schule entspräche. Künftig gehe man von bis zu 900 Schülerinnen und Schülern aus, was einer 4-zügigen Schule entspräche. Bestehende Gymnasien dürfe man durch ein neues Gymnasium nicht substanziell beeinträchtigen. Ohne ein weiteres Gymnasium würden die Schülerzahlen in Höchstadt a. d. Aisch auf bis zu 1.700 und in Herzogenaurach auf bis zu 1.400 steigen. Unter Berücksichtigung aller Faktoren ergebe die Simulation eines möglichen neuen Gymnasiumstandortes die Region um Großenseebach, Weisendorf und Heßdorf. Durch einen Bau in dieser Region würde man Höchstadt a. d. Aisch und Herzogenaurach entlasten und die Schülerzahlen dauerhaft auf jeweils unter 1.400 senken.

 

Neben den Gymnasien, Realschulen und Grundschulen wurden auch die Mittel-, Förder-, Berufsfach-, Fachober- und Berufsoberschulen betrachtet. Bei allen Schultypen werden die Schülerzahlen in den nächsten 8-15 Jahren steigen und anschließend zurückgehen. Ergänzend dazu merkt der Schulleiter der Erich Kästner-Schule, Christian Ruderisch, an, dass zukünftig auch eine Vergrößerung der Erich Kästner-Schule erforderlich sei. Auf Nachfrage von Kreisrätin Astrid Marschall sichert Verwaltungsamtfrau Julia Schröder zu, eine Statistik vorzulegen, aus der hervorgeht, wie viele Landkreisschülerinnen und -schüler welche Fachoberschulen besuchen.

 

Landrat Tritthart sieht im Ergebnis des Gutachtens die bisherigen Planungen bestätigt. Erlangen-Höchstadt sei ein attraktiver Landkreis, der durch den Zuzug vor Herausforderungen stehe. Bei der Schulbedarfsplanung müsse man sich eng mit allen Nachbarkommunen abstimmen, um ein optimales Ergebnis zu erreichen.