Sitzung: 19.12.2014 Kreistag
Beschluss: Mehrfachbeschluss
Den
Mitgliedern des Kreistages liegt zu diesem Tagesordnungspunkt eine
Sitzungsvorlage vor.
Zu
Beginn informiert Herr Landrat Tritthart die Mitglieder des Kreistages über die
ihm von einigen Mitgliedern der Fraktion der Freien Wähler vor Beginn der
Sitzung des Kreistages vorgelegten Unterschriftenlisten, mittels derer ein
Bürgerbegehren initiiert werden soll. Auch wenn noch nicht erwiesen sei, ob die
Anzahl der abgegebenen Stimmen tatsächlich für die Durchführung eines
Bürgerbegehrens ausreiche, sehe er dies dennoch als Ausdruck einer
demokratischen Meinungsbildung, die nicht übergangen werden dürfe. Am
16.01.2015 solle der Kreistag daher erneut zusammenkommen unter Einladung mit
verkürzter Ladungsfrist. In den dazwischenliegenden Tagen werde die Zulässigkeit
des Bürgerbegehrens geprüft sowie die sich daraus ergebenden Maßnahmen
ergriffen.
Er
habe daher drei Anträge zur Geschäftsordnung:
1.
Unterbrechung der
Sitzung des Kreistages für eine Viertelstunde, um den Fraktionen Gelegenheit
zur Beratung zu geben.
2.
Der
Tagesordnungspunkt an sich wird behandelt und die Mitglieder des Kreistages
werden ausführlich informiert. Es sei ihm wichtig, dass jedes Mitglied des
Kreistages umfassend informiert wird.
3.
Der ursprünglich
vorgesehene Beschluss über einen Beitritt zum Zweckverband wird nicht gefasst.
In einer Sitzung des Kreistages am 16.01.2015 solle unter Einhaltung einer
verkürzten Ladungsfrist eine Entscheidung über die Zulässigkeit des
Bürgerbegehrens und bei positiver Entscheidung über die weiter notwendigen
Schritte getroffen werden.
In
der sich anschließenden Diskussion fordern verschiedene Mitglieder des
Kreistages, ungeachtet der eingereichten Unterschriften dennoch einen Beschluss
über den Beitritt zur Stadt-Umland-Bahn zu fassen. Landrat Tritthart hält dies
jedoch nicht für den richtigen Weg.
Der
Kreistag stimmt schließlich dem Antrag auf Sitzungsunterbrechung mit 56 : 1
Stimmen zu.
Ferner
stimmt der Kreistag mit 53 : 4 Stimmen dem Antrag, im Anschluss an die
Sitzungsunterbrechung eine ausführliche Information mit anschließender Beratung
und Diskussion stattfinden zu lassen, zu.
Auf
Anregung der Kreisräte Dr. Hacker und Hirschmann wird die Entscheidung über
Antrag 3 bis nach der Information beziehungsweise der anschließenden Beratung
vertagt.
Die
Sitzung ist in der Zeit von 9.35 Uhr – 9.55 Uhr unterbrochen.
Landrat
Tritthart fasst die bisherigen Entwicklungen in der StUB zusammen. Im Jahr 2012
habe sich der damalige Kreistag über das weitere Vorgehen abgestimmt. Die nun anschließende
Information sei wichtig, um alle Mitglieder des neuen Kreistages auf den
gleichen Informationsstand zu bringen. Er rechne damit, dass das Ergebnis der
Prüfung einer Rentabilität eines Astes nach Höchstadt Anfang 2015 bekannt
werde. Landrat Tritthart bedankt sich bei Bürgermeister Dr. Hacker für die
Zusage der Stadt Herzogenaurach, das StUB Projekt mit 10 Mio. Euro, davon 3
Mio. Euro für die Planung und 7 Mio. Euro für den Bau, zu unterstützen. Ferner
habe sich der Verteilungsschlüssel zugunsten des Landkreises geändert. Da nicht
jede der beteiligten Gebietskörperschaften eine eigene Förderung beantrage,
sondern sowohl Investitionen als auch Förderungen gemeinsam in einen Topf
kämen, bedeute dies eine Entlastung für den Landkreis. Ursprünglich habe man
aufgrund der weniger vorhandenen eigenen Trassen mit entsprechend weniger
Förderung rechnen müssen.
Ein
Zweckverband solle geschlossen werden zur Planungsübernahme und Verwaltung der
Förderanträge. Der Zweckverband werde die ersten Planungsphasen abarbeiten und
erst nach Feststellung der voraussichtlichen Kosten, des Streckenverlaufs und
der möglichen Förderung komme es zu einer endgültigen Entscheidung. Allgemein
stehe der Landkreis finanziell gut da und könne daher das Projekt stemmen.
Es
schließt sich eine umfassende Präsentation zum Sachstand der Stadt-Umland-Bahn
durch Regierungsdirektor Fischer an, in welcher er ausführlich über Pläne,
Finanzierung und voraussichtliche Zuschüsse informiert.
Kreisrat
Hacker erklärt, der Landkreis Erlangen-Höchstadt benötige einen zukunftsfähigen
Nahverkehr. Ein Bürgerbegehren zum momentanen Zeitpunkt halte er für unpassend,
da zum jetzigen Zeitpunkt noch keine konkreten Zahlen und Informationen
vorlägen und alleine die Durchführung eines Bürgerentscheids bereits 140.000 Euro
koste.
Kreisrat
Nussel betont, die Mitglieder des Kreistages seien für den gesamten Landkreis
gewählt und sollten auch entsprechend handeln. Im Hinblick auf seine Tätigkeit
als Mitglied des Landtags weise er darauf hin, dass sich die Region Nordbayern
besser positionieren müsse, um insbesondere Arbeitsplätze zu schaffen bzw. zu
erhalten. Die Fraktion der CSU habe sich in der Fraktionssitzung einstimmig für
den Beitritt zum Zweckverband ausgesprochen.
Kreisrat
Brehm verteidigt die Initiierung eines Bürgerbegehrens, bei dem auf
Zahlenmaterial aus offiziellen Unterlagen zurückgegriffen worden sei. Der
Zeitpunkt sei richtig, da so bereits die Kosten für die Beteiligung am
Zweckverband bei entsprechendem Ausgang des Bürgerentscheids gespart werden
könnten. Er halte die eingehende Prüfung eines alternativen Beförderungssystems
wie beispielsweise eines optimierten Bussystems für sehr wichtig.
Herr
Hirschmann betont die Notwendigkeit eines Schienenverkehrs im Ballungsraum.
Seiner Meinung nach handle es sich bei dem Bürgerbegehren nicht um ein
Meinungsbild aus der Mitte der Bürger, sondern um eine Initiative von
Vertretern der Fraktion der Freien Wähler. Er schlage vor, in der heutigen
Sitzung einen Beschluss zum Beitritt des Landkreises zum Zweckverband zu fassen,
diesen jedoch bis zur endgültigen Prüfung über den Bürgerentscheid nicht zu
vollziehen.
Kreisrat
Hänjes erklärt, man könne sich nicht über die vorgelegten Unterschriftenlisten
hinwegsetzen. Er merkt jedoch an, dass man die historische Chance habe, ein die
Landkreisgrenzen überschreitendes Schienensystem zu schaffen.
Kreisrätin
Weis verteidigt den Zeitpunkt des Bürgerbegehrens und regt an, auch andere
Systeme zu prüfen.
Kreisrat
Schalwig und Kreisrätin Salzner können den Zeitpunkt des Bürgerbegehrens nicht
nachvollziehen und sehen eine sinnvolle Entscheidung erst nach Abschluss der
entsprechenden Planungsphase, wenn
belastbares Zahlenmaterial vorliegt.
Kreisrat
Galster hält eine StUB, die der Landkreis sich im Übrigen leisten könne, für
unverzichtbar und möchte ein dementsprechendes politisches Zeichen in Form
eines entsprechenden Beschlusses setzen. Letzterem Anliegen schließen sich
weitere Mitglieder des Kreistages an.
Landrat
Tritthart weist darauf hin, dass der freiwillige Zuschuss der Stadt Herzogenaurach
nicht für die Einrichtung anderen Beförderungssysteme als das der StUB gedacht
ist. Man solle sich darüber im Klaren sein, dass das Bürgerbegehren auf eine
Verhinderung der StUB abziele und das Thema StUB daher bei einem Erfolg des
Bürgerbegehrens unwiderrufbar erledigt sei.
Kreisrat
Dassler erkennt zwar an, der jetzige Verteilungsschlüssel positiv sei. Er gibt
jedoch zu Bedenken, dass es sich in jedem Fall um Steuergelder handle, die man
ausgebe.
Kreisrätin
Müller-Schimmel zeigt sich enttäuscht über das Vorgehen der Initiatoren des
Bürgerbegehrens, die ihrer Meinung nach ihren eigenen Willen durchsetzen
möchten. Jedoch habe ein mündiger Bürger die Mitglieder des Kreistags gewählt
und dementsprechend solle man als Kreisrat auch handeln. Kreisrätin Bachmayer
schließt sich dieser Meinung an. Ihrer Meinung nach entwickelt sich der
Landkreis bei einer Ablehnung der StUB nicht weiter.
Nach
einer weiteren kurzen Sitzungsunterbrechung von 12.00 Uhr bis 12.10 Uhr stellt
Landrat Tritthart drei Vorschläge für eine Beschlussfassung vor, über die nach
kurzer Diskussion im Kreistag abgestimmt wird.
Der Kreistag fasst folgende Beschlüsse:
- Die Entscheidung zum Beitritt des Landkreises Erlangen-Höchstadt zum StUB- Zweckverband wird aufgrund des heute eingereichten Bürgerbegehrens zurückgestellt.
Abstimmung: mehrheitlich beschlossen Ja: 37 Nein: 19 Anwesend: 56
- Der Kreistag des Landkreises Erlangen-Höchstadt hält den Beitritt des Landkreises zum StUB-Zweckverband Nürnberg – Erlangen – Erlangen – Höchstadt für den richtigen Weg, um durch eine Planung und Kostenberechnung belastbare Zahlen für eine Entscheidung zum Bau der StUB zu erhalten.
Abstimmung: mehrheitlich beschlossen Ja: 44
Nein: 12 Anwesend: 56
- Der Kreistag des Landkreises Erlangen-Höchstadt beabsichtigt ein Bürgerbegehren (Ratsbegehren) zum Beitritt des Landkreises zum StUB- Zweckverband in seiner nächsten Sitzung am 16. Januar 2015 zu beschließen, soweit das heute eingereichte Bürgerbegehren zulässig ist.
Abstimmung: mehrheitlich beschlossen Ja: 55 Nein: 1 Anwesend: 56